Ein Blick auf die Gewichtung der Zielsetzungen von KMU, die Innovationsorientierung und höhere Qualität eine sehr geringe Bedeutung beimessen, scheint mir auch im Hinblick auf das Wissensmanagement bedenklich zu sein. Gerade diese beiden Zielsetzungen stellen meines Erachtens wichtige Motivationen für die Einführung eines Wissensmanagements dar.
Schaut man auf die empirisch festgestellten Ursachen der relativ geringen Kooperationsintensität von KMU mit anderen KMU, so dominieren eine eher kurzfristige Perspektive (rasche und konkrete Ergebnisse werden erwartet), nicht tragbarer Zeitaufwand und Zurückhaltung beim Informationsaustausch. Diese Faktoren stellen typischerweise (leider) wesentliche Bestimmungsgründe des unternehmerischen Handelns von KMU dar. Wenn man dies auf die Durchführung von Wissensmanagementprojekten überträgt, die eine langfristige Perspektive, einen relativ hohen Zeitaufwand für Management und Mitarbeiter sowie einen intensiven Informationsaustausch benötigen, können die Transferbedingungen nur als ungünstig bezeichnet werden. Wissensmanagement ist zwar als ein umfassendes Konzept gedacht, die Umsetzung konzentriert sich aber auf die „lohnenden“ Mitarbeiter. Also solche Mitarbeiter, die ohnehin schon ein großes Fachwissen oder eine hohe Lernfähigkeit mit sich bringen. Dies zeigen empirische Ergebnisse, wonach ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen Qualifikationsniveau und Beteiligung an Kompetenzentwicklungsmaßnahmen besteht. Gleichfalls empirisch belegt ist jedoch, dass der Anteil der akademisch qualifizierten Mitarbeiter mit abnehmender Unternehmensgröße zu Lasten unqualifizierter Arbeitskräfte ebenfalls stark sinkt. Also auch das relative Potenzial (Adressaten und Träger von Wissensmanagement) ist in KMU geringer. Ein kaum überwindbares Problem wird in vielen Unternehmen der vorherrschende Zeitmangel sein. Wie die Erfolgsfaktorenforschung gezeigt hat, ist eine erfolgreiche Umsetzung von Wissensmanagementprojekte ohne die Unterstützung der Führungspersonen im Unternehmen aber wenig aussichtsreich. Abhilfe ist hierbei nicht in Sicht.2. Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Wissensmanagement-Beratung für KMU
Einer der wichtigsten Aspekte ist sicherlich der zeitliche Horizont, mit dem wirtschaftliche Aktivitäten und insbesondere organisationale Veränderungsprozesse in den Unternehmen angegangen werden. Wie gezeigt ist diese Perspektive umso kürzer, je kleiner das Unternehmen ist. Über die Ursachen mag man unterschiedliche Vermutungen anstellen, Das Ergebnis ist jedoch eindeutig: Wissensmanagementprojekte bringen keine kurzfristigen Erfolge, sondern allenfalls mittel bis langfristige Verbesserungen der Erfolgspotenziale eines Unternehmens. Schon hieraus ergibt sich eine fast zwingende Konsequenz für das Marketing von Wissensmanagementprojekten: Gerade bei kleineren Unternehmen bedarf es in der Anfangsphase unbedingt kurzfristig wirksamer Verbesserungen, die in irgendeiner Weise auf das Wissensmanagement zurückgeführt werden können. Also insbesondere der Umsetzung einzelner Werkzeuge bzw. Instrumente des Wissensmanagements, die zu schnellen und messbaren Einsparungen oder Qualitätssteigerung führen. Entsprechende „Türöffner“ sind zu identifizieren. Zusammengenommen ergeben sich einige Erkenntnisse für die Auswahl gezielter Ansatzpunkte zur Einführung eines Wissensmanagements in KMU. Wichtig ist die gezielte Ansprache solcher Unternehmen die günstige Strukturmerkmale aufweisen und zwar in bezug auf:-
Ziele (Wachstum, Qualitätsverbesserung)
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Mindestgröße des Unternehmens
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Branche, in der das Unternehmen tätig ist (Dienstleistungsbereich, innovativ)
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Einstellungen, Bildungsniveau und Alter des Unternehmers.