Der vorangehende Beitrag hat bereits wesentliche Gruppen von Erfolgsfaktoren für das Wissensmanagement aufgezeigt und charakteristische Merkmale von KMU beleuchtet. Klar ist schon mal, dass nicht alles goldig ist, was mittelständisch glänzt, insbesondere wenn man das Wissensmanagement im Blick hat. Auf jeden Fall lohnt es sich, noch einmal detaillierter auf die Erfolgsfaktoren und wesentlichen Hindernisse bei der Umsetzung des Wissensmanagements zu schauen. Mithilfe einer tabellarischen Gegenüberstellung wird dann deutlich, wo die relativen Vorteile und wo die relativen Nachteile von KMU (gegenüber größeren Unternehmen) liegen, wenn es um die Einführung von Wissensmanagement-Konzepten geht. Dies ist der Ansatzpunkt für die später vorzustellenden KMU-spezifischen Wissensmanagement-Lösungen.
Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren im Einzelnen
Best Practice-Bausteine und Online Communities haben sich als besonders wirksame Instrumente des Wissensmanagements erwiesen. Es gibt noch weitere bisher empirisch relativ gut bestätigte Erfolgsfaktoren und Misserfolgsfaktoren.
Erfolgreiche Unternehmen:
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setzen bei der Einführung des Wissensmanagements auf eine starke Unterstützung von der Geschäftsleitung,
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richten die Wissensmanagementaktivitäten klar an der Strategie aus,
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definieren von vornherein Wertbeiträge des Wissensmanagements,
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beginnen mit Pilotaktivitäten, die schnellen Erfolg versprechen, anstatt auf einen großen Wurf zu setzen,
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machen die größten Lernfortschritte durch Umsetzen und Ausprobieren,
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kommunizieren realistische Ziele und machen keine ambitiösen Versprechungen,
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kommunizieren das Wissensmanagement mit einfachen und konsistenten Botschaften,
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leisten viel Überzeugungsarbeit direkt bei ihren Mitarbeitern,
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richten ihren Fokus insbesondere auf Wissensgemeinschaften,
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begleiten den ganzen Prozess sehr stark durch Aktivitäten des mitarbeiterorientierten Änderungsmanagements,
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versuchen schnelle Erfolge am Anfang zu realisieren, vergessen aber nicht eine umfassende Wissensmanagementkultur und ‑umgebung zu schaffen,
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integrieren das Wissensmanagement in die tägliche Arbeit,
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richten wissensorientierte Anreizsysteme ein.
Die wichtigsten kulturellen Erfolgsfaktoren sind:
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Respekt und Vertrauen,
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flache Hierarchien,
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ein wissensorientiertes Klima,
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Dringlichkeit des wahrgenommenen Handlungsbedarfs aufgrund von Markt- und Umweltanforderungen,
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Fokussierung auf Qualität und Kunden.
Als wesentliche Hindernisse bei der Umsetzung des Wissensmanagements haben sich herausgestellt:
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Zeitmangel,
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dezentrale Strukturen, die Bereichsergebnisse anstatt unternehmensweiter Vorteile betonen,
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Wissensmanagement wird von den Mitarbeitern als zusätzliche Belastung wahrgenommen,
eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter, die zu Wissensabfluss führt,
- fehlende Identifikation mit Ideen, die man nicht selber produziert hat bzw. an denen man nicht mitgewirkt hat,
- internes Wettbewerbsdenken,
- die bekannte Einstellung der Mitarbeiter „Wissen ist Macht“.
Als größte Barriere für die Umsetzung von Wissensmanagement in Unternehmen wird von den Beteiligten und Betroffenen der Zeitmangel gesehen, wobei die Unterstützung durch die Geschäftsleitung den wichtigsten Erfolgsfaktor darstellt (vgl. Barkley, E. u.a., 2005, S. 31 u. 45).
Allesamt förderlich für den organisationalen Wandel sind die relativen Vorteile von KMU hinsichtlich einer breiteren Qualifikationsbasis sowie die Möglichkeiten zur persönlichen und direkten Kommunikation. Hierdurch wird also die Einführung eines Wissensmanagements in KMU begünstigt. Dagegen stehen zahlreiche andere Faktoren, die im Sinne der Erfolgsfaktorenforschung gegen eine erfolgreiche Umsetzung von Wissensmanagement in KMU sprechen. Die nachfolgende Tabelle enthält eine Gegenüberstellung der Erfolgsfaktoren einerseits und der Unternehmensmerkmale von KMU, die diese positiv oder negativ beeinflussen.
Vergleichstabelle von Erfolgsfaktoren und KMU-Merkmalen (.pdf, 27 kB)
Literatur
- Barkley E. u.a. (2005): Barrieren und Erfolgsfaktoren des Wissensmanagements, Ergebnisbericht eines Praxisprojektes an der Fachhochschule Köln unter Leitung von Prof. Frank Linde, Köln, download unter: http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/Band047.pdf