Als Zwischenfazit aus dem ersten Beitrag kann man festhalten, dass alle Ergebnisse auf eine Überlastung der Unternehmensleitung hinweisen, die damit selber zum größten Engpass im Unternehmen wird. Gleichzeitig ist der Nutzen zahlreicher Instrumente des Wissensmanagements (man denke hier etwa an die so prominenten Portallösungen) angesichts einer Informationszentralisierung bei der Unternehmensleitung selber fragwürdig. Wo liegen aber die Vorteile von KMU für die Einführung von Wissensmanagement? Und wie sind diese in Anbetracht der zahlreichen Erfahrungen über Erfolgsfaktoren und Barrieren des Wissensmanagements zu bewerten?
Wissensmanagement zwischen vielen Stühlen
Die Einführung eines umfassenden Wissensmanagementsystems bedarf sicherlich in den meisten Fällen eines sehr einschneidenden organisationalen Wandels. Dabei soll auch nicht verschwiegen werden, dass KMU tendenziell einige strukturelle Vorteile gegenüber Großunternehmen für die Gestaltung des organisationalen Wandels haben. Diese sind jedoch an sehr spezifische Voraussetzungen vor allem in der Person des Unternehmers bzw. der Führungspersönlichkeiten gebunden. Bei den Vorteilen handelt es sich vor allen Dingen um:
- meist große persönliche Autorität der Führung und damit starke Machtbasis,
- eher ganzheitlicher Aufgabenzuschnitt und breitere Qualifikation der Mitarbeiter statt funktionaler Spezialisierung,
- großer Anteil persönlicher Kommunikation,
- keine räumlichen Informationsbarrieren.
Wissensmanagement kann natürlich nicht isoliert betrachtet werden. Es dient der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Daher muss Wissensmanagement immer in Bezug zu übergeordneten strategischen Wettbewerbsfaktoren gesehen werden. In Bezug auf KMU lassen sich diese kurz wie folgt skizzieren:
- Dominanz persönlicher Beziehungen (Kundennähe nach innen und nach außen)
- Überschaubarkeit einer kleinen Einheit (Sichtbarkeit von Verantwortung und Ergebnissen)
- lokales Eingebundensein (kulturelle und soziale Nähe zu Nachfragern und ihrem Umfeld).
Die Ursachen der marktbezogenen Stärken von mittelständischen Unternehmen sind im Hinblick auf die Realisierung von Wissensmanagementprojekten allerdings sehr zwiespältig zu sehen. Die Überschaubarkeit des Unternehmens und Unternehmensumfeldes verringert offenkundig den Anreiz für und den Nutzen von Wissensmanagementsystemen. Eine Nischenpolitik und eine regionale Fokussierung, die vielen KMU überhaupt nur das Überleben sichern, verstärkt m.E. die häufig vorzufindende Auffassung des Managements, über alle relevanten Informationen ohne größere instrumentelle oder organisatorische Unterstützung ohnehin verfügen zu können.
Erfolgsfaktoren im Überblick
Zahlreiche Studien und theoretische Arbeiten befassen sich mit der Frage, welche potenziellen Erfolgsfaktoren beziehungsweise Hemmnisse den organisationalen Wandels begünstigen beziehungsweise hemmen können. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Im Zentrum stehen die unmittelbar den Mitarbeiter und seine tägliche Arbeit betreffenden Erfolgsfaktoren.
Im nächsten Beitrag werde ich die Erfolgsfaktoren bzw. Barrieren für das Wissensmanagement und die strukturellen Voraussetzungen der KMU näher beleuchten. Hierzu dient eine vergleichende Bewertung zwischen KMU und größeren Unternehmen.
Literatur
- Barkley E. u.a. (2005): Barrieren und Erfolgsfaktoren des Wissensmanagements, Ergebnisbericht eines Praxisprojektes an der Fachhochschule Köln unter Leitung von Prof. Frank Linde, Köln, download unter: http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/Band047.pdf
- CEN (2003): European Guide to Good Practice in Knowledge Management (in dt. Sprache), http:// www.cenorm.be/cenorm/businessdomains/businessdomains/isss/cwa/knowledge+management.asp
- Edler, J. (2003): Knowledge Management in German Industry, Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research (ISI) Karlsruhe, Study in the Framework of an OECD Initiative of the Centre for Educational Research and Innovation (CERI), Karlsruhe
- Picker, S./ R., A./ Leker, J. (2005): Knowledge Management – Factor of Success, University of Muenster, Institute of Business Administration, Münster, download im Internet unter: http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wirtschaftschemie/km_ispim05.pdf