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Wenn wir von KMU reden, reden wir in der Regel nur von Kleinstunternehmen. 91 % der Unternehmen können wir praktisch als Adressaten von fortgeschrittenen Wissensmanagement-Lösungen ausschließen (1-9 Mitarbeiter einschließlich Inhaber). Die 7 % mit 10-49 Mitarbeitern interessieren sich in der Regel ebenfalls wenig für Wissensmanagement. Nur die verbleibende geringe Anzahl von knapp 2% der Unternehmen stellt im Grunde eine ernste Klientel für Wissensmanagementprojekte.
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Die Frage nach den Zielsetzungen der KMU zeigt, dass Wachstum (29 %) als wichtigstes Ziel genannt wird, gefolgt von Fortbestand des Unternehmens (20 %) und Konsolidierung des Unternehmens (21%). Höhere Gewinne (9 %), Innovationen (7%) und höhere Qualität (7%) spielen dagegen als Zielsetzungen nur eine untergeordnete Rolle. Mit anderen Worten: Wichtige Zielsetzungen für die Einführung von Wissensmanagement spielen nur eine geringe Rolle.
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Unternehmer im Dienstleistungsbereich sind wesentlich jünger und weisen höhere Bildungsabschlüsse auf als jene im verarbeitenden Gewerbe. Zudem sind sie aufgeschlossener gegenüber angebotenen Unterstützungsleistungen, wie etwa betriebswirtschaftlicher Beratung. Die Inanspruchnahme dieser Unterstützungsleistungen hängt in signifikanter Weise vom Ausbildungsniveau des Unternehmers ab. Hier findet sich demnach ein wesentliches Kriterium für die Ansprache von KMU und die zu erwartenden Umsetzungschancen im Hinblick auf das Wissensmanagement.
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Die wichtigsten Erfolgsfaktoren der KMU sind gemäß ihrer Selbsteinschätzung Kundenservice und Qualität. Einerseits hört man dies nicht ungern. Denn zur Verbesserung dieser Faktoren kann Wissensmanagement einiges beitragen. Andererseits setzt Veränderungsbereitschaft in den KMU stets Leidensdruck voraus, der in Bezug auf diese beiden Bereiche wohl nicht besteht.
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Als wichtigstes Hemmnis für die Geschäftstätigkeit wurde der Mangel an Fachkräften genannt (von 20%). Wissensmanagement kann hierbei nicht direkt helfen. Es kann aber die Effizienz der Personalbeschaffung und -entwicklung verbessern.
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Netzwerke der Unternehmen untereinander sind nur im Bereich der High Tech-Branche an der Tagesordnung. Ansonsten beschränken sie sich vor allen Dingen auf die Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten. Die wichtigsten Gründe für eine nur geringe Kooperationsintensität mit anderen KMU liegt in der eher kurzfristigen Perspektive (die KMU erwarten rasche und konkrete Ergebnisse!), dem zu großen Aufwand (Kooperationen sind zeitintensiv) und der Zurückhaltung beim Austausch von Informationen (!).
Das hört sich alles nicht gut an, wenn man bedenkt, dass Wissensmanagement in der Regel langfristig angelegt ist, erhebliche Ressourcen bindet und auf der Bereitschaft zur Wissensteilung/Informationsweitergabe beruht.
Im nächsten Beitrag werde ich mich etwas näher mit den Wettbewerbsfaktoren von KMU befassen.
Literatur
- GD Unternehmen: Beobachtungsnetz der europäischen KMU 2002, Nr. 1, Ergebnisse der Erhebung 2001, auf der Grundlage von Beiträgen aller Partner des European Network for SME Research ENSR, koordiniert von Koos van Elk und Peter Brouwer.
- Für eine Beschreibung der Aktivitäten der GD Unternehmen siehe die Website der Europäischen Kommission unter: http://europa.eu.int/comm/dgs/enterprise