Im Rahmen einer Lehrveranstaltung wurde ein Projektteam, das eine Wertanalyse für eine Unternehmung durchführte, über Wissensbarieren im Team befragt. Zur Identifikation der einzelnen Barrieren wurde eine Checkliste erarbeitet, die auf theoretischen Quellen von BENDT A. , HEPPNER K. und SCHÜPPEL J. zurückgriff.
Mit dieser Checkliste, bestehend aus den Kategorien
- Barrieren beim zu transferierenden Wissen
- Barrieren beim Wissenssender
- Barrieren beim Wissensempfänger
- Barrieren im Kontext des Wissenstransfers,
als Stütze würde das Projektteam in Interviews befragt und folgende Nennungen waren das Ergebnis:
Wissensbarrieren im Projektteam:
- Schwer artikulierbares Wissen, hoher Grad an „Tacitness“
- „Skilled incompetence“ (Wissenslücke aus Bequemlichkeit nicht geschlossen)
- Die Ablehnung von Neuem und Fremden (Denkpräferenz)
Wissensbarrieren zwischen Projektteam und der Unternehmung (für die die Wertanalyse durchgeführt wurde)
- Die Ablehnung von Neuem und Fremden (Denkpräferenz)
- Ressourcenmangel (fehlende Zeit)
- Unfruchtbares organisatorisches Umfeld (Wissensquellen verborgen)
- Schwer artikulierbares Wissen, hoher Grad an „Tacitness“
- Überlegenheitsdenken (das Wissen ist nicht relevant)
- Mangelnde Teilungsbereitschaft von Wissen aufgrund eines befürchteten Machtverlustes
- Angst vor Gesichtsverlust (Wissensannahme verweigert)
Aufgrund der Häufigkeit der Nennungen kann man sagen, dass innerhalb des Projektteams kaum Wissensbarrieren vorhanden sind. Die Gruppe ist motiviert vorgegangen und jeder wollte zu 100 % ein gutes Ergebnis produzieren. Zur Unternehmung hin gab es deutlich mehrere Wissensbarrieren, die einerseits aus organisatorischen Rahmenbedingungen (Zeitkapazität Alltagsgeschäft) und persönlichen Meinungen resultierten.
Ich denke, diese Ergebnisse, wenn auch keine breit angelegte Studie dahintersteht, können in vielen Fällen repräsentativ gesehen werden. Vor allem organisatorische Rahmenbedingungen sollten verstärkt unter Berücksichtigung der Wissensbarrieren gestaltet werden. Für die persönlichen Wissenbarrieren verlangt es nach Änderung der kulturellen Einstellung der Mitarbeiter wie z.B. der Bereitschaft der Wissensweitergabe. Diese Kategorie von Wissensbarrieren ist meiner Meinung nach eher nur langfristig beeinflussbar, sollte aber auf jeden Fall Berücksichtigung finden.
Ich habe mich schon immer gefragt, wozu eigentlich Umfragen, Interviews und andere Methoden empirischer Sozialforschung gut sein können, wofür sie eingesetzt werden können und welche Erkenntnisse sie zu bringen in der Lage sind. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden tatsächlich über Umfragen gewonnen? Kann man sich damit der Mühe, selbst Hypothesen aufzustellen und Theorien zu entwickeln, also der „mühsamen Arbeit des Gedankenklärens“, des Nachdenkens entziehen. Nein! Ich verweise auf Poppers Kritik der induktiven Schlüsse.
Also: Umfragen sind für den Hugo, wenn dahinter keine Hypothese steht, die eventuell mit einer Befragung bis zu einem gewissen Grad untermauert werden könnte.
Es fehlt eine „Theorie der Barrieren“. Woher die nehmen? Scharfes Beobachten und kritisches Hinterfragen von Vorrteilen des „common mind“?
Siehe dazu meinen Bietrag in „Praxisorientiertes WM“ bei DUV Gabler.
Befragungsergebnisse sind bestenfalls Anregungen, Rohmaterial für’s Nachdenken.
Hallo Herr Ortner, danke für Ihren Kommentar bezüglich der Arbeit zur Identifizierung von Wissensbarrieren in einer Projekt-Teamarbeit. Ich stimme mit Ihnen überein, wenn Sie Meinungsumfragen alleine als Basis für wissenschaftliche Hypothesen und Grundsätze als nicht geeignet einstufen. Es sollte auch primär keine neuen Arten von Wissensbarrieren gefunden werden, sondern der Ansatz war ein anderer.
Als Referenz des Projektes galt eine Checkliste für Wissesnbarrieren in Teams, welche aus Inhalten der Fachliteratur zusammengestellt wurden, (siehe ersten Artikel). Somit sind alle aufgelisteten Antworten als Wissensbarrieren von den Autoren klassifiziert worden. Der Wortlaut wurde aufgrund der Absicht, ein Interview zu führen, etwas vereinfacht, um interviewte Personen, die mit dem Thema Wissensmanagement nicht vertraut sind, nicht zu überfordern.
Das Ziel war es herauszufinden, welche Wissensbarrieren in der Arbeit des Wertanalyseteams subjektiv wahrgenommen wurden. Insofern glaub ich, dass Sie mir zustimmen können, wenn ich sage, dass das Ergebnis der Interviews eine Überprüfung auf Vorkommen von klassifizierten Wissensbarrieren ist. Und zwar auf eine bestimmte Teamarbeit beschränkt.
Ich habe dann mit meiner Aussage am Schluss, dass organisatorische Rahmenbedingungen oft zu Wissenbarrieren führen können, das Ergebnis der Interviews als Untermauerung dessen gesehen, was ich öfters in der Literatur gelesen oder in der Praxis mitbekommen habe.
Ich möchte damit schließen, dass ich wiederhole, dass ich ganz bei Ihnen bin, wenn Sie sagen, dass Befragungsergebnisse alleine nur als Anregung oder Rohmaterial für’s Nachdenken dienen.