Theorie und Praxis-Lücken im Wissensmanagement: damit umgehen lernen
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Schon die alten Marxisten mühten sich ab mit einer gewissen Theorie-Praxis-Lücke. Da bleibt das Wissensmanagement nicht ausgenommen. Die schnöde Wirklichkeit hält sich nicht immer an die klug ausgefeilten Theoreme. Woran liegt´s? Wissensmanagement ist eine Praxis – d.h. man muss Ressourcen einsetzen, Geld einsetzen, Systeme anschaffen etc. Den Erfolg gibt’s – wenn überhaupt – erst hinterher. Soll uns das entmutigen?
In seinem jüngsten Blog-Beitrag stellt Franz Hofer die Frage, warum es so verdammt schwer ist, die Dinge auf den Boden zu kriegen. Gemeint ist konkret, Leute zum Mitmachen im Wissensmanagement Blog zu motivieren. Die Frage ist einfach und kompliziert zu beantworten. Erweitern möchte ich sie noch um die Frage, warum wir als WissensmanagerInnen fallweise ein so schlechtes Wissensmanagement betreiben.
Hier also ein paar vorwissenschaftliche ad-Hoc-Hypothesen und ein paar Überlegungen dazu:
Wissensmanagement ist ressourcenintensiv und nicht produktiv.
Was für Organisationen gilt, gilt auch für uns als AutorInnen: Wissensmanagement ist (in der Regel) noch nicht produktiv. Es schafft die Rahmenbedingungen, unter denen effizient und effektiv gearbeitet werden kann. Meist kostet es eine Menge Geld, Einsatz, Nerven etc. Warum also das Ganze? Wenn wir darauf als WissensmanagerInnen keine Antworten finden, sind wir tatsächlich fehl am Platz. Andere Disziplinen wie das Qualitätsmanagement sind hier den entscheidenden Schritt weiter.
Wenn ich hier die üblichen Pro-Argumente runter bete, haben die meisten ein Deja-vu-Erlebnis: das Rad nicht ständig neu erfinden, Steigerung der Lernfähigkeit der Organisation, besser, weil wissensbasierte Entscheidungsfindung etc., etc., etc.
Das Ganze ist im Übrigen einigermaßen schlecht empirisch abgesichert. Aber mal ganz ehrlich: Muss es das immer sein? Warum vertrauen wir nicht unserer eigenen Empirie. Wir alle haben uns schon mal überlegt, wie wir uns weiterbilden sollen, wir haben Strategien entwickelt, wie wir unsere Arbeit angehen, wir verwenden tolle Software, um unsere Termine, Adressen, Aufgaben zu koordinieren, die meisten haben Online-Konten zur Verwaltung von Dokumenten, usw. Google lässt ganz herzlich grüßen aus Amerika. Und wir wissen, dass uns dass alles nützt. Spätestens der Vergleich macht in diesem Punkt sicher. Das alles ist gar nicht schlecht: Wir dürfen uns getrost WissensmanagerInnen nennen. Kinder sind schließlich auch PhilosophInnen. Sie wissen es bloß manchmal nicht….
Es liegt also an was anderem und das hängt mit der Hypothese zusammen. Da die Beschäftigung mit Wissensmanagement in vielen Fällen nicht Berufsalltag ist, betreiben wir es nebenher. Die von Probst u.a. viel prophezeiten Chief Knowledge Officer gibt es (fast) nicht. Im Alltag sind wir mit anderem beschäftigt und zur Produktion gezwungen: wir müssen abliefern. Da bleibt wenig Zeit für strategische Verbesserungen.
Teil des Wissensmanagements ist aber, den Leuten klarzumachen, dass sie ohnehin nicht so schlecht unterwegs sind, dass sie Wissensmanagement betreiben, auch wenn sie es nicht so nennen und dass sie noch besser abschneiden werden, wenn sie jetzt investieren. Der Verweis auf bisherige Erfolge ist dabei nicht das schlechteste Argument. Und wir können gleich bei uns anfangen!