Diesem Titel und der Beantwortung der Frage „Wie steuere ich die Ressource Wissen gewinnbringend für mein Unternehmen?“ widmete sich eine Veranstaltung des Wissensmanagement Forum Graz in Kooperation mit dem Steirischer AutomobilclusterACstyria. Die Veranstaltung fand am 7.10.2004 in den Räumlichkeiten der Raiffeisen Landesbank (RLB) Steiermark statt und hatte den Erfahrungsaustausch von Praktikern und Wissenschaftlern zum Ziel. Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse der Veranstaltung zusammen.
Peter Schmidl führte in das Thema ein und wies dabei darauf hin, dass das Intellektuelle Kapital als Unterschiedsbetrag zwischen Markt- und Buchwert eines Unternehmens von 38% im Jahr 1982 auf 85% im Jahr 2000 – im Durchschnitt der S&P 500 Unternehmen – gestiegen ist und deshalb bewusst gesteuert werden sollte.
Johann Jauk, Vorstandsdirektor der RLB Steiermark, beleuchtete das Thema aus Sicht einer Bank und erklärte, dass in Banken bis zu 98% des Marktwertes dem Intellektuellen Kapital zuzuordnen sind und somit Wissensmanagement – meist ohne als solches bezeichnet zu werden – zu den wichtigsten Aufgaben eines Bankangestellten gehören.
Nach einer im Vortrag von
Manfred Bornemann zitierten Studie haben 85% der Manager kein oder ein falsches Verständnis des Begriffes Intangible Assets. Bornemann erläuterte weiters, dass man das Intellektuelle Kapital in Humankapital, Strukturkapital und Beziehungskapital unterteilen kann und es eine Vielzahl von Modellen zur monetären und nicht-monetären Bewertung des Intellektuellen Kapitals gibt. Im Anschluss stellte Bornemann die Ergebnisse aus der Implementierung von
Wissensbilanzen in 14 deutschen kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) vor.
Gisela Dösinger präsentierte ihre Erfahrungen aus der Wissensbilanzierung beim Know Center Graz und wies darauf hin, dass es für die nachhaltige Implementierung einer Wissensbilanz neben einer eindeutigen Beschreibung der Ziele, Erfolgsfaktoren und Indikatoren besonders wichtig ist, die Mitarbeiter mit einzubeziehen und die Datenerhebung in bestehende Prozesse einzubinden.
Im letzten Impulsvortrag zeigten
Erich Hartlieb und Klaus R. Viertl anhand eines erfolgreichen Praxisbeispiels, wie man das Intellektuelle Kapital eines Unternehmens durch wissensbasiertes Innovationsmanagement in ein erfolgreiches Produkt und damit in Geld umwandeln kann. Als ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor konnte die Unternehmenskultur identifiziert werden. Existiert eine wissensfeindliche Unternehmenskultur und wird nach dem Motto „Wissen ist Macht – Wissenteilung bedeutet Machtverlust“ agiert, so ist ein erfolgreicher Umgang mit der Ressource Wissen besonders schwierig. Als Methoden zur Optimierung des Wissenstransfers zwischen den Mitarbeitern wurden u.a. „Kaffeeküchen“ als Kommunikationsplätze und von Projektteilnehmern erstellte „Schulungsunterlagen“ genannt. Auch Managementkonzepte wie das Total Quality Management (TQM) wurden diskutiert, wobei es hierbei vor allem um die Eigenverantwortlichkeit jedes einzelnen Mitarbeiters im Umgang mit der Ressource Wissen ging. Die schwierige monetäre Bewertung von Wissen und Kulturunterschiede in global tätigen Unternehmen wurden als Probleme bei der Steuerung von Intellektuellem Kapital erkannt.
Die sehr positive Stimmung und der gelungene Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern und Wissenschaftlern vermittelten den Eindruck, dass immer mehr Unternehmen – auch KMUs – die Bedeutung ihres Intellektuellen Kapitals erkennen und sich der Notwendigkeit einer zielgerichteten Steuerung der Ressource Wissen bewusst sind.
Das
Wissensmanagement Forum wird auch in Zukunft durch Veranstaltungen wie dieser versuchen, Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft im Bereich Wissensmanagement zu geben.
Den Abschluss der Veranstaltung bildeten zwei parallel abgehaltene Workshops, die beide die Beantwortung der Frage „Wie wird in unserem Unternehmen das Intellektuelle Kapital gesteuert?“ zum Ziel hatten und so den Vertretern aus der Praxis die Möglichkeit gaben, über ihre Erfahrungen aus dem Umgang mit der Ressource Wissen zu berichten.
Allgemein kann gesagt werden, dass Intellektuelles Kapital in der Praxis – insbesondere in KMUs – zwar als wichtig, aber „schwer angreifbar“ gesehen wird. Die Wortmeldung des Vertreters eines KMUs bringt es auf den Punkt: „Ich wusste vor dem heutigen Tag nicht, dass mein Unternehmen über Intellektuelles Kapital verfügt.“ Die weitere Diskussion zeigte, dass dieses Unternehmen jedoch wie viele andere sehr wohl – wenn auch unbewusst – sein Intellektuelles Kapital steuert. Als besonders wichtige Erfolgsfaktoren für den Umgang mit Intellektuellem Kapital wurden klar definierte Managementprozesse, klare (Wissens-)Ziele und das Herunterbrechen dieser Ziele auf die operative Ebene – bis zum einzelnen Mitarbeiter – genannt. Instrumente die dazu eingesetzt werden sind Wissensbilanzen und Balanced Scorecards.