Es ist faszinierend, wenn empirische Studien Zusammenhänge entdecken, die man bisher nicht für möglich gehalten hat:
So hat eine österreichweit durchgeführte Studie in der Hotellerie ergeben, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Meereshöhe, in der sich ein Hotelbetrieb befindet und seinen finanzwirtschaftlichen Ergebnissen!
Der „Gross Operating Profit“ (GOP) ist eine finanzwirtschaftliche Kennzahl , die den operativen Erfolg eines Unternehmens misst. Diese Kennzahl ist bei Hotelbetrieben, die sich in höheren Regionen befinden, signifikant besser. Ist daher ist die Höhenlage für ein Tourismusunternehmen ein immaterieller Wert.
Beim jährlich stattfindenden Kongress der österreichischen Hoteliervereinigung (
http://www.oehv.at) wurden die Ergebnisse einer Studie präsentiert, die auf Basis des Zahlenmaterials der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (
http://www.oeht.at) erstellt wurden.
Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank ist eine Spezialbank zur Finanzierung und Förderung von Investitionen im Tourismus. Sie hat eine Bilanzsumme von € 702 Mio. und zusätzlich Treuhandkredite in Höhe von € 225 Mio. aushaften. Für die Beurteilung von Investitionsprojekten sind vom förderungswerbenden Unternehmen jeweils Jahresabschlüsse abzuliefern. Dehalb verfügt man über eine sehr gute Grundgesamtheit an finanziellen Informationen aus touristischen Betrieben.
Die Studie ist in einer Präsentation zusammengefasst (
http://www.oehv.at/images/content/binaries/6fe4f6e5-c0e9-4865-a9aa-4d91f63d20dc.pdf). Der in diesem Bericht zitierte Zusammenhang findet sich auf Folie 25.
Die Kennzahl „Gross Operating Profit“ (GOP) ist die Differenz aus den betrieblichen Erträgen und den betrieblichen Aufwendungen (mit Ausnahme der Abschreibungen und des Finanzergebnisses). Der GOP ist vereinfacht gesagt jener Betrag, der einem Unternehmen nach einem Jahr zur Investition, zur Tilgung seiner Kredite (samt Zinsen) und zur Ausschüttung an seine Eigentümer zur Verfügung steht.
Einige Beispiel aus der Studie verdeutlichen die Aussage. Die Hotelbetriebe wurden in Regionen (Destinationen) zusammengefasst. Der GOP ist hier in Beziehung gesetzt zum Umsatz (GOP in % des Umsatzes).
Region |
GOP |
Höhenlage |
Patznauntal |
43% |
1.500 m |
Ötztal |
30% |
1.450 m |
Arlberg |
28% |
1.300 m |
Zillertal |
21% |
650 m |
Salzkammergut |
18% |
650 m |
Salzburg |
16% |
400 m |
Um die statistische Aussagekraft der der Studie zu Grunde liegenden Regressionsanalyse zu erhöhen, wurden nur Destinationen herangezogen, aus denen das Datenmaterial von mindestens 10 Betrieben zur Verfügung stand. Man kann die Aussagekraft derartiger Studien immer in Zweifel ziehen, allerdings deckt sie sich mit einem Trend im Wintertourismus, wonach Urlauber vor allem schneesichere Destinationen aufsuchen; und höherliegende Regionen haben eben ein schneesicheres Image.
Interessant ist nun die Antwort auf die Frage, ob die Höhenlage ein immateriellen Wert (Intangible Asset) für den jeweiligen Hotelbetrieb darstellt.
Aus der Sicht des Autors ist die Antwort eindeutig ja: Man denke nur an den Wert einer Marke, der unbestritten zu den immateriellen Werten zu zählen ist. Ähnlich verhält es sich auch mit der Höhenlage, denn sie stellt erst einen finanziell messbaren Wert dar, wenn sie durch eine geeignete Marketingstrategie entsprechend genutzt wird. Der wirtschaftliche Erfolg kommt also erst durch die entsprechende Umsetzung des immateriellen Wertes – wie bei einer Marke.