Eine neuartige Form des Konferenzdesigns hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Die auch als “ad-hoc-Konferenzen” bezeichneten Barcamps stehen für einen offenen und gleichberechtigten Austausch von Wissen. Doch lässt sich diese Methode auch auf andere Kontexte wie Unternehmen übertragen? Auf Wissensmanagement Impulse sollen in mehreren Beiträgen einige (Erfahrungs-)Aspekte von Barcamps beleuchtet werden.
Barcamps als Wissensaustausch zwischen Selbstorganisation und Strukturvorgabe
Barcamps bilden eine der neuartigen Erscheinungsformen des demokatischen und freien Wissensaustausches auf Gruppenebene. Diese „Unkonferenzen“ haben im Gegensatz zu klassischen Konferenzen kein fixes Programm. Dennoch haben sie mit diesen auch einiges gemein: Es gibt ein Plenum, Vorträge, Diskussionen und natürlich Networking zwischen den TeilnehmerInnen. Ebenso haben sie Ähnlichkeiten zu
Open-Space-Methoden, sind jedoch weniger strukturiert.
Der Aspekt Selbstorganisation von Barcamps
Sowohl in der Organisationsform als auch in der Durchführung werden Barcamps vom Selbstorganisationsgedanken geprägt. In struktureller Hinsicht ähneln sie dabei der Wiki-Vorgehensweise und wurden daher auch als „Wiki unter den Konferenzen“ (Tim O’Reilly) bezeichnet. Was vorgetragen und diskutiert wird, entscheiden die TeilnehmerInnen vor Ort gemeinsam.
Reine Selbstorganisation ist jedoch auch bei dieser Konferenzform nicht möglich. Einflüsse von außen müssen erfolgen, um die Rahmenbedingungen sicherzustellen. Neben den üblichen Voraussetzungen wie einer Location mit geeigneter Ausstattung (Präsentationstools, WLAN etc.) ist auch die Bereitstellung von Verpflegung üblich. Für diverse Aufwändungen sind daher vom Organisationsteam Sponsoren zu finden. Dafür ist in der Praxis meist ein halbwegs stabiles Team erforderlich.
Regeln und Vorgaben
Bei aller Sponaneität sind Barcamps auch durch ein paar grundlegende Regeln charakterisiert. Aus der Vorgabe, dass alle Anwesenden bereit sein sollten ihr Wissen zu teilen, ergibt sich, dass es am Barcamp nur TeilnehmerInnen, aber keine ZuschauerInnen geben soll. Auch sollen die entstandenen Inhalte über die Veranstaltung hinaus verbreitet werden. Aufgrund der Tatsache, dass sich Barcamps zuerst im Umfeld der Web 2.0-Community entwickelt haben, sind die bevorzugten Transfermedien hier Twitter, Youtube, Facebook u.a. Social Networks.
Innovation und Ideengenerierung
Wo und wie Innovationen entstehen, lässt sich nie mit Sicherheit voraussagen. Neue Anregungen und kritische Diskussionen – bei Barcamps ein Kernelement – hingegen sind oftmals Ursprung neuer Einfälle. Die Bereitschaft das eigene Wissen anderen zugänglich zu machen, überträgt die erfolgreich erprobte Organisationsform der Open-Source-Bewegung auf eine Präsenzveranstaltung. Auf diese Art wird Wissen weitergegeben aber auch verbessert. Barcamps bieten somit eine Mischung aus hochwertigen Inhalten und spontanen Ideen.
Die Synergieeffekte entstehen auch aus Kommunikation und Networking. Dies soll durch die räumliche Struktur zuätzlich befördert werden, die sicherstellt, dass die „BarcamperInnen“ über die Dauer der Veranstaltung zusammen denken und neue Ansätze entwicklen können. Unkompliziertes Aufeinandertreffen, keine “sozialen/hierarchischen” Barrieren (Barcamps sind kostenlos) und eine lockere Atmosphäre sind grundlegende Charakteristika solcher Veranstaltungsformen.
Im nächsten Beitrag sollen einige Erfahrungsaspekte aus dem Barcamp Graz 2010 erwähnt werden, das vom Wissensmanagement Forum gemeinsam mit anderen regionalen Initiativen organisiert wurde.
gem. mit Romana Rauter
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