Das neue Wissensmanagement auf dem Schweizer Energiemarkt…

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…oder wie viel Liberalisierung erträgt das Wissen um die Energieversorgung? In den kommenden 5 – 7 Jahren erfährt der Schweizer Strommarkt eine weitgehende Liberalisierung. Auf diese Entwicklung wird im Markt mit Kooperationen reagiert. Dem Zusammenschluss verschiedener Betriebskulturen muss mit einem einheitlichen Informationsmanagement begegnet werden, um einerseits die Sicherheits- und Dienstleistungsstandards zu gewährleisten und andererseits ausländischer Konkurrenz die Stirn bieten zu können.

Regionale Versorgungsstrukturen in der Schweiz

Traditionell sind kleine bis mittelgrosse Energiewerke für die regional organisierte, flächendeckende Versorgung der Schweiz zuständig. Am Beispiel eines kleinstädtischen Energiewerkes in der Ostschweiz mit über 30 Mitarbeitenden wurde untersucht, inwiefern sich existierende Wissens- und Informationsstrukturen ändern müssen, um den künftigen differenzierten Anforderungen gerecht zu werden. Die Sicherheit und dauernde Versorgung der Haushalte, KMUs und Grossbetriebe mit Strom, Gas und Wasser sind gesetzlich vorgegeben.

Durch die regionale Organisation funktioniert die Installationskontrolle nach der Niederspannungs-Installationsverordnung (NIV) und die damit verbundene standardisierte Weiterbildung sehr gut. Die zwei- bis vierköpfigen Einsatzteams, die die Behebung von Störungen gewährleisten, arbeiten zudem in wechselnden Zusammensetzungen. Die Einsatzplanung ist patriarchalisch geführt, d. h. dass die Arbeitszuweisungen jeweils von einer vorgesetzten Stelle erfolgen. Somit ist ein permanenter Wissenstransfer gewährleistet, jedoch nicht bewusst geplant und koordiniert.

Die Liberalisierung des Strommarktes zwingt zum Handeln

Auf die zukünftige Liberalisierung hat man bereits mit der Gründung eines überregionalen Energiedienst-leistungsunternehmen von 20 Schweizer Stadt- und Gemeindewerken, der Swisspower, reagiert.

Swisspower bietet sämtliche Energieträger sowie dazugehörige Dienstleistungen an und unterhält eine Entwicklungsabteilung. Der Verbund mit über 5’600 Mitarbeitenden betreut ca.1’200’000 Kunden.

Was heisst das für unseren mittelgrossen Anbieter?

Das Energiewerk reagierte bereits früh, um für den liberalisierten Markt bereit zu sein. Es wurden Vorverträge mit KMUs abgeschlossen, die wettbewerbsfähige Konditionen und Dienstleistungen als Kundenbindung garantieren.

In dieser Neustrukturierung haben mittlere Energiewerke einen entscheidenden Vorteil – dörfliche Kleinstenergiewerke binden sich, des gesetzlichen Versorgungsauftrags und des Kostendrucks wegen, an ein mittelgrosses Energiewerk als Outsourcingpartner. Durch den so vergrösserten Marktanteil muss konsequenterweise eine

effiziente und effektive Neugestaltung der Geschäftsprozesse erfolgen. Ein einheitliches Informations- und Wissenssystem ist bei einem derartigen Wachstum unabdingbar.

Das richtig verteilte Wissen ist Macht

Es gilt nun permanent Marktvorteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu schaffen. Dies kann längerfristig nur über die Kosteneffektivität der Leistungserstellung erfolgen, da der Preis letztendlich in einem liberalisierten Markt ein gegebener Faktor sein wird. Ein Schlüsselfaktor dabei ist ein gut strukturiertes Informations- und- Wissensmanagement, von dem alle Verbundsmitglieder profitieren. Die veränderten Geschäftsprozesse und die Verwischung von Unternehmensgrenzen setzen eine systematische Vorgehensweise voraus. Es bedarf eines höheren Kommunikations- und Koordinationsbedarfs, einer Beschleunigung der Lernprozesse und effizienter Transaktionskosten. Informationen und Wissen müssen gesammelt, gegliedert und kollektiv verbreitet werden.

Dies beinhaltet u.a. das Wissen um den Kunden, seine Produkt-/ Servicebedürfnisse sowie dessen kulturelle Eigenheiten.

Hier sind z.B. der Einsatz von Dokumentenmanagement-systemen wichtig, die die Projektdaten, das Vorgehen sowie die Ansprechpartner, usw. erfassen und die mobil abrufbar sind. Auch die Auf- listung von firmeninternen Best Practises muss für alle Verbundsmitglieder zugänglich sein. Zudem ist der koordinierte simultane Wissensaustausch innerhalb der verschiedenen Teams nach dem Lessons –Learned- Prinzip wichtig.

Unternehmensbewertung

Neben den einmaligen Projektkosten für die Einführung eines professionellen Dokumentenmanagement-systems fallen laufende Betriebskosten an. Da Wissen als Produktionsfaktor anerkannt ist, soll auch eine betriebswirtschaftliche Bewertung des Wissens als immaterielles Anlagevermögen erfolgen.

Die finanziellen Indikatoren „Umsatzsteigerung“ und „ROIC“ (Return On Invested Capital) beeinflussen den Wert des Wissens. Die daraus ermittelten Kennzahlen werden im Controlling als Zielgrössen aufgenommen. Wissen als Produktionsfaktor wird somit mess- und überprüfbar. Aufgrund der Wertsteigerung des Unternehmens kann der öffentlichen Hand als Aktionärin der Einsatz von Wissensmanagement gegenüber gerechtfertigt werden. Eine derart komplettierte Bilanzstruktur ist ein weiterer Faktor, um in einem liberalisierten Markt erfolgreich bestehen zu können.