Am 13. Oktober 2004 fand im EVN-Forum in Maria Enzersdorf der MIS BI-Day 2004 statt. Die Veranstaltung trug das Motto „Unter Wasser? Tauchen Sie auf – mit Business Intelligence (BI)!“ und hatte zum Ziel, über aktuelle Trends im Bereich analytischer Lösungen zu informieren. Von Data Warehousing über Berichtswesen, Konzernkonsolidierung, integrierte Unternehmensplanung, Risikomanagement und Balanced Scorecard bis hin zu Vertriebs- und Marketingcontrolling wurden Lösungen und Methoden vorgestellt. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und versucht Parallelen zum Wissensmanagement herauszustreichen.
Der
MIS BI-Day 2004 wurde von der
MIS Austria GmbH, Tochter der MIS AG, nun schon zum zweiten Mal veranstaltet. In drei parallel laufenden Vortragsreihen informierten namhafte Kunden und ausgewählte Lösungspartner der MIS AG über folgende Themen:
- Corporate Performance Management (CPM)
- Wertorientierte Unternehmensführung
- Reporting
- Konzernkonsolidierung (IFRS)
- Unternehmensplanung
- Risikomanagement
- Data Warehouse
- Analyse (Data Mining)
- Analytisches CRM
Bereits in der Eröffnungs-Key-Note wurde von Hrn.
Peter Raue (Vorstandsvorsitzender, MIS AG) hervorgehoben, dass der
zukünftige Trend in den Bereichen
Business Intelligence (BI) und CPM insbesondere in der
Real-Time-Analyse und –Aufbereitung von geschäftsrelevanten Daten liegen wird. Aus seiner Sicht stellt dies eine besondere Herausforderung an IT-Lösungsentwickler dar, der es sich heute schon zu stellen gilt.
Eine Aussage, die in beinah allen Vorträgen als wichtig betont wurde, traf erstmals Hr.
Herbert Schweiger (CEO, Microsoft Austria GmbH):
„Lösungen im Bereich BI sollten von Anwendern der Management-Ebene benutzt werden können. D.h. sie müssen einfach, leicht bedienbar und schnell sein. Unter diesen Voraussetzungen wird BI zu einem tagtäglichen, strategischen Management-Instrument.“ Unter diesem Aspekt wird eine Parallele zum Wissensmanagement erkennbar, das ja unter anderem auch das Ziel verfolgt, handlungsrelevante Informationen einfach, schnell und effizient am richtigen Ort, zur richtigen Zeit verfügbar zu machen. Zu dieser Thematik referierte auch Hr.
Berthold Thoma (CEO, Hutchinson 3G Austria GmbH).
„Besonders für Executives ist es heutzutage wichtig, kritische Informationen schnell und von überall aus abrufbar zu haben.“ betonte Hr. Thoma in seinem Vortrag und gab einen Ausblick auf die mobilen Möglichkeiten, die der Mobilfunkanbieter
Drei aktuell schon seinen Geschäftskunden bieten kann.
Besonders interessant war für mich der Themenkomplex
Risikomanagement. Schon in der Eröffnungsrede wurde darauf hingewiesen, dass dieses
„neue Thema“ nun auch in Österreich i.V.m. der
Rating-Thematik immer mehr an Bedeutung erlangt, und dass es mittlerweile eine Vielzahl an Vorstandsinitiativen in den heimischen Unternehmen schon gibt, um
Risikomanagement als Element der strategischen und operativen Unternehmensführung zu etablieren. Diese Meinung vertrat auch Hr.
Günther Meier (CEO, RMCE RiskCon GmbH & Co.KG), der in seinem Vortrag die
steigende Risikokomplexität und die
zunehmende Notwendigkeit nach unternehmensexterner als auch –interner Transparenz als zwei bedeutende Herausforderungen für das Risikomanagement darstellte. Eine
langfristige Zukunftssicherung sollte die Zielsetzung moderner, erfolgreicher Unternehmen sein.
Auch die weiteren Vorträge zum Thema Risikomanagement waren sehr praxisnahe und qualitativ hochwertig. Mehrere Unternehmen präsentierten ihre Erfahrungen im Risikomanagement und bei der Einführung unterstützender IT-Lösungen. Als
Erfolgsfaktoren für Risikomanagement gelten laut Hrn.
Harald Hauer (Risk Manager, Verbund – Österreichische Elektrizitätswerke AG):
- Effektivität
Beitrag zur Erreichung des Unternehmensziels, Grundlage für Entscheidungen
- Effizienz
Kosten-/Nutzenverhältnis
- Akzeptanz
auf strategischer und operativer Ebene
- Integration
von Stellen und Instrumenten in die bestehende Primärorganisation
- Flexibilität
Ziel: flexibel und offen für ein dynamisches Unternehmensfeld
Interessanterweise berichtete der Großteil der Referenten von noch fehlenden, strukturierten und systematischen Vorgehensweisen zur
Risiko-Identifikation; jener Phase des Risikomanagements, die als
besonders schwierig und
wichtig gilt. Die Referenten waren sich in diesem Punkt einig, dass hier nahezu immer subjektiv und nach bestem Wissen und Gefühl entschieden wird, was nun tatsächlich
„riskant“ ist. Ebenso aufschlussreich war für mich die Feststellung, dass zwar mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass es nicht mehr nur die klassischen Risiken
(Geschäftsrisiken, Finanzrisiken, operative Risiken, etc.) eines Unternehmens sind, die Berücksichtigung finden sollten, sondern auch andere, weiter reichende Risiken, wie z.B. strategische Risiken. Das
Gesamtrisiko ist immer das in Summe ausschlaggebende.
Diese beiden Schlussfolgerungen bekräftigen mich in meiner Meinung, die
Qualität des Risikomanagements durch die Berücksichtigung von
Wissensrisiken maßgeblich erhöhen zu können. Die nach der Identifikations- und Bewertungsphase vorhandene
Risiko-Basis ist letztlich auch für die Qualität des gesamten Risikomanagements entscheidend.
Systematische und strukturierte Vorgehensweisen aus der Disziplin des
geschäftsprozess-orientierten Wissensmanagements können hier ebenso hilfreich sein, wie die nach dem aktuellen Stand der Forschung gewonnenen Erkenntnisse über den
Wert und die Qualität von Wissen (siehe auch
Wissensabfluss in Unternehmen – ein Wissensrisiko?). Der
Einbezug von Wissensrisiken wird das Risikomanagement eines Unternehmens nicht verändern, aber dennoch in seiner
Qualität und Effizienz verbessern.